Manifest
Der Versteckte Realismus
  1. Der Versteckte Realismus ist ein Spiel mit der Wirklichkeit
  2. Der Versteckte Realismus ist ein Spiel mit der Wahrnehmung der Künstlerin
  3. Der Versteckte Realismus ist ein Spiel mit der Wahrnehmung des Betrachters|Hörers|Lesers
  4. Der Versteckte Realismus ist ein Bekenntnis zur Subjektivität
  5. Der Versteckte Realismus verpflichtet sich
    1. stets wirklichkeitsbezogen zu sein
    2. nicht mit Aussagen, sondern mit Beschreibung bzw. Darstellung zu arbeiten
    3. seinen Wirklichkeitsbezug nicht beweisen zu wollen, sondern darauf zu vertrauen, dass sich dieser zwangsläufig und unerbittlich aus den hemmungslos subjektiven Mosaikteilchen eines Werkes herausschält.
Ein prototypisches Werk des Versteckten Realismus wäre eines, das auf den ersten Blick absurd, verzerrt, übertrieben oder unkenntlich scheint, sich aber nach und nach als Darstellung der/einer Wirklichkeit in ihrer gesamten Monstrosität entpuppt.
Der Versteckte Realismus hat einen grundsätzlich subversiven Charakter. Er spielt mit den Strukturen der Wahrnehmung, narrt und verführt sie.
Wer zusätzlich die Strukturen des Zusammenlebens (vom Privatesten bis zum Politischen) narren, verführen und möglicherweise bloßstellen will, ist herzlich eingeladen, dies zu tun – unter Beachtung der Punkte 1-5 c.
Der Versteckte Realismus kann als Versuch gesehen werden, aus der subjektiven Essenz der "Wirklichkeit" ein Wunderland zu basteln, das letztendlich eine der gegenwärtigen "Wirklichkeit" gleichgestellte Bedeutung erlangen könnte.
Dort wären alle ehrlich.
Die größte Schwierigkeit des Versteckten Realismus ist, dass er notwendigerweise das Schönste aus Flucht und Engagement zusammenbringen und -halten muss.
Für eine freie, lebenswerte, um Austausch bemühte, sexy Welt!
Für das Wunderland!
Dominik Dusek & Margit Preis
Wien 1999
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